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Während die Anderen arbeiten.

Es fiept leicht und es schmeckt anders. Und wenn man niest, muss man weinen. 150 Patienten waren heute in ihrer Praxis, erzählt Frau Sommer. Welch ein amüsanter Name bei 150 Menschen mit schlechtem Immunsystem mitten im Februar. Ich war auch da. Hatte ja sonst nichts zu tun. Highlights an Tagen wie diesen, zum Arzt gehen, was erleben. Ansonsten jeden Tag das Gleiche. Aufwachen, sich zum Nasenspray rüberrollen, sanft ein paar Stöße rechts und links und auf Erlösung warten. Nach dem Griff zur Brille frühstücken. Eine Ibuprofen, eine Gelomyrtol, Zink und zum Trinken Ingwer-Zitrone mit Honig. Superfood eben. Und dann der Gang zum Arzt. Der morgendliche Arzttermin zur Vitamin-C-Infusion ist quasi wie der Gang zum Yoga. Viele Menschen auf engem Raum und alle warten darauf sich danach besser zu fühlen. Aber eben nicht immer gibt es auch einen Kurs, oder einen Termin. Dann muss man selber für mehr Wohlbefinden sorgen. Nicht für Gutes, sondern für überhaupt ein Wohlbefinden. Es ist ja alles spiegelverkehrt. Während die Anderen arbeiten hat man Freizeit, oder wie die die arbeiten sagen würden: Freiheit. Freiheit, die man selber nicht schätzt. Freizeit, die sich darin ergiesst sich nach dem Lesen, Gucken, Stricken, Schreiben, Sinnieren und Baden mit anderen Dingen beschäftigen zu müssen. Sich die Sanduhr stellen zu müssen, damit die Zeit vergeht. Während die Anderen arbeiten sortiert man Kassenzettel für die Steuerunterlagen. Während die Anderen arbeiten kocht man traditionelle Rezepte aus der Corrèze in Zentralfrankreich. Während die Anderen arbeiten, denkt man darüber nach wie die Anderen arbeiten, während sie arbeiten. Während die Anderen arbeiten repariert man das KFZ-Ladekabel für den Zigarettenanzünder mit Heißkleber. Während die Anderen arbeiten verarztet man sich selber, wenn man sich dabei verbrannt hat. Während die Anderen arbeiten liked, shared, retweeted, herzt und kommentiert man sogar was die Anderen machen, während sie arbeiten. Und dann sind wir ja eigentlich auch wieder da wo wir hingehören an so einem Dienstag.

Zu den Anderen auf die Arbeit.

 

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