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Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Das war die letzte Buchempfehlung, an die ich mich erinnern kann. Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Seitdem haben wir uns nie wieder über Bücher unterhalten. Und auch den Rotwein im Hauseingang haben wir noch nicht getrunken. Neue Bücher,  darüber können wir noch sinieren, den Rotwein im Hauseingang werden wir leider nicht mehr trinken. Sehr wahrscheinlich nicht. Darf man als schwer Krebskranker, so kurz vor dem Tod, überhaupt Rotwein trinken? Scheiß drauf, du kotzt doch eh wieder alles aus, richtig? Krebs. Krebs ist ekelig, Krebs ist einfach da, Krebs geht nicht weg, er gehört zu dir. Der Krebs ist Teil deines Körpers, nimmt dich ein und zwingt dich zu Boden. Deiner wollte vorher mit dir tanzen. Er wollte seine Kostüme in dir ausprobieren, hat sich ständig in neue Gewänder geworfen. Und er ist treu. Er haftet, lässt sich nicht abknibbeln oder abrubbeln. Er haftet. Als hätte er Angst zu gehen. Als müsste er seine Art erhalten und Nachkommen zeugen, die diese neue Welt Körper besiedeln. Du bist die Welt. Und du wirst immer mehr zu ihr. Und die Nachkommen mit dir eins. Dabei willst du auf deiner eigenen Welt noch wild rumlaufen, dich in Hauseingänge setzen, Rotwein aus Flaschen trinken und über neue, gute Bücher sinieren. Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand.

Nimm das Buch bitte mit!

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